Kiefergelenke und Zähneknirschen
Warum häufige Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen und Rückenprobleme von den Zähnen kommen können
Kommt Ihnen das bekannt vor: Sie wachen morgens auf und fühlen sich wie gerädert? Sie haben Kopfschmerzen, Ihr Nacken ist verspannt und Ihre Schläfen tun weh.
Um Ihren Kiefer in Gang zu bringen, müssen Sie erst einmal Ihre Wangen massieren und wenn Sie den Mund weit öffnen, knackt es in den Kiefergelenken.
Vielleicht schmerzen auch Ihre Ohren und Ihre Zähne sind empfindlich gegen Kälte. Diese Symptome deuten darauf hin, dass Sie nachts mit den Zähnen knirschen oder pressen!
Wenn Ohren und Schläfen schmerzen, kann das von den Kiefergelenken kommen
In der Fachsprache nennt man das Bruxismus. Woher kommt das und was für Folgen kann es haben? Was kann man dagegen tun?
Die ersten Folgen des Zähneknirschens
Zähne abgenutzt, empfindlich,
Zahnfleisch geht zurück
Wenn jemand mit den Zähnen presst oder knirscht, äußert sich das zuerst an den Zähnen selbst, am Zahnfleisch und manchmal auch an der Zunge:
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Einzelne Zähne haben sog. Schliffflächen: Das sind abgenutzte Stellen, die wie "Diamantschliff" aussehen.
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Die Spitzen der Eckzähne können abgeflacht sein.
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Die Schneidekanten der Vorderzähne sind teilweise ausgebrochen oder erscheinen durchsichtig wie Glas.
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Das Zahnfleisch ist an vielen Stellen zurückgegangen und die Zähne erscheinen länger.
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Die freiliegenden Zahnhälse sind empfindlich gegen Kälte, Wärme, Süßes, Saures und auch beim Zähneputzen.
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Am Zungenrand sind die Abdrücke der Zähne zu sehen, weil die Zunge nachts gegen diese gepresst wird.
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Die Zunge kann sich taub oder wund anfühlen und manchmal spürt man ein Brennen oder Kribbeln in ihr.
Schmerzen und Knacken
im Kiefergelenk
Die unnatürlich starke Belastung durch nächtliches Zähneknirschen und Pressen führt über kurz oder lang auch zu Folgen für die Kiefergelenke:
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Eines oder beide Kiefergelenke knacken bei Mundbewegungen.
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Es können Reibegeräusche in den Kiefergelenken auftreten.
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Die Mundöffnung kann eingeschränkt sein.
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Nach einer weiten Mundöffnung lässt sich der Mund nicht mehr schließen.
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In akuten Fällen können die Kiefergelenke bei jeder Bewegung schmerzen.
Schmerzen in Ohren,
Wangen und Schläfe
Nach vorheriger Betäubung wird der Zahn von oben eröffnet und die Pulpa freigelegt. Dann wird das Pulpagewebe mit speziellen Instrumenten vollständig entfernt und der Hohlraum desinfiziert. In manchen Fällen kann es sein, dass für einige Tage eine medikamentöse Einlage in den Zahn gemacht wird, um ihn zu beruhigen.
Dann wird das Innere des Zahnes bis knapp vor die Wurzelspitze(n) mit einer sog. Wurzelfüllung ausgefüllt. Meistens wird dafür Guttapercha verwendet - eine Art Naturkautschuk, der aus einem tropischen Baum gewonnen wird. Das Ziel ist, dass im Zahninneren keine Hohlräume mehr bleiben, in denen sich Bakterien vermehren könnten. Sonst könnte es wieder zur Entzündung und zu Schmerzen kommen.
Schmerzen in den Ohren oder in den Kiefergelenken? Testen Sie selbst!
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
Die oben beschriebenen Störungen in der Funktion der Zähne, Kiefergelenke, Kaumuskulatur und der benachbarten Muskeln und Sehnen werden in der Medizin als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet. Frei übersetzt bedeutet das "Schädel-Unterkiefer-Fehlfunktion". Zur Erläuterung:
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Cranium = Schädel
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Mandibula = Unterkiefer
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Dysfunktion = Fehlfunktion
Unter einer CMD-Behandlung versteht man folgerichtig die Behandlung von Zahn- und Kieferfehlstellungen, Kiefergelenks- und Kaumuskelerkrankungen und möglicher stressbedingter Hintergründe für das Zähneknirschen und Pressen (s.u.).
Mehr Informationen in diesem Video von proDente e.V.
Welche Folgen Zähneknirschen (Bruxismus) haben kann
Häufige Kopfschmerzen
Wer mit den Zähnen knirscht, hat häufig Kopfschmerzen im Schläfenbereich. Dabei ist es oft weniger der Kopf, der schmerzt, sondern es sind die übersäuerten Kaumuskeln im Schläfenbereich, die schmerzen.
Verspannungen in Hals, Schultern und Oberarmen
Kaumuskulatur und die Muskeln des Halses, der Schulter, der Arme und des Rückens hängen zusammen. Störungen im Bereich der Kaumuskulatur können sich so auf diese anderen Muskeln auswirken und zu Verspannungen und Bewegungs-Einschränkungen führen.
Leider werden diese Beschwerden oft nicht mit den Zähnen in Zusammenhang gebracht. Betroffene Patienten wandern von Arzt zu Arzt, nehmen Massagen in Anspruch und anderes mehr, ohne dass die Ursache gefunden wird und die Beschwerden verschwinden
Rückenprobleme und Beckenschiefstand
Die oben genannten Zusammenhänge gelten auch für die Rückenmuskulatur. Unser Skelett ist vom Kopf bis zu den Füßen fein austariert: Wenn man die Wirbelsäule von hinten betrachtet, ist sie normalerweise kerzengerade.
Bei Fehlstellungen der Kiefer kann die gesamte Statik der Wirbelsäule und des Beckens gestört sein: Die Wirbelsäule verkrümmt sich S-förmig und es kann zu Bandscheibenproblemen kommen. Auch das Becken kann schief stehen, was zu ungleichen Beinlängen und Haltungsschäden führen kann.
Die Ursachen des Zähneknirschens
Kiefer und Zähne
Alles, was vom normalen Zusammenbiss der Zähne abweicht, kann Auslöser für Knirschen und Pressen sein:
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Zahnwanderungen und Kippungen der Zähne nach Zahnverlust
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Zu hoch oder falsch gestaltete Füllungen und Zahnersatz
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Unregelmäßige Zahnstellung nach kieferorthopädischer Behandlung
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Genetisch (erblich) bedingte Entwicklungsstörungen der Kiefer
Aber: Nicht jeder, der falsch stehende Zähne oder Kiefer hat, knirscht! Viele Menschen können völlig problemlos damit leben. Andererseits gibt es Patienten, bei denen schon kleinste Unregelmäßigkeiten im Mund Zähneknirschen und Pressen hervorrufen.
Es muss also noch weitere Ursachen dafür geben, die Sie im Folgenden kennenlernen:
Stress und seelische Belastungen
Die Zähne sind oft nur der Auslöser für Knirschen und Pressen. Die eigentliche Ursache liegt meistens im Inneren, wobei man hier vier Gruppen von Patienten unterscheiden kann:
Kurzzeitiger Stress: Manche Menschen knirschen vor einem wichtigen Ereignis (z.B. Prüfung, Einstellungsgespräch) sehr stark mit den Zähnen. Am stärksten in der Nacht davor. Nachdem die belastende Situation vorbei ist, verschwinden auch Knirschen und Pressen wieder.
Anhäufung von belastenden Erlebnissen: Man weiß aus Untersuchungen, dass die Anhäufung belastender Erlebnisse dazu führt, dass Menschen diese Ereignisse im Traum zu verarbeiten versuchen. Das geht mit einer erhöhten inneren Anspannung einher, die sich in Zähneknirschen und Pressen äußern kann. Zu solchen Erlebnissen können gehören:
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Tod eines nahestehenden Menschen
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Trennung und Scheidung
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Eigene Verletzung oder Krankheit
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Entlassung
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Ungünstige finanzielle Veränderungen (z.B. Insolvenz)
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Wohnungswechsel und fremde Umgebung
Dauerhafte seelische Belastung: Dazu können gehören
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Unglückliche Beziehung
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Ärger am Arbeitsplatz
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Finanzielle Sorgen
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Stress mit den Kindern
Ungünstiges psychisches Grundmuster: Dabei handelt es sich um Menschen, die bildlich gesprochen "alles in sich hineinfressen". Sie können ihren Gefühlen keinen freien Lauf lassen, trauen sich nicht, sich zu wehren und fühlen sich oft ohnmächtig ausgeliefert. Bei diesen Menschen staut sich der ganze seelische Frust im Inneren an. Dieser permanente seelische Druck führt zu einer deutlich erhöhten Muskelspannung und in vielen Fällen zu Zähneknirschen und Pressen.
Wie wir Ihnen helfen können
Zunächst einmal, indem wir Sie zu Ihren Beschwerden und eventuellen Hintergründen befragen. Dabei müssen wir nicht einmal wissen, was Sie seelisch belastet, sondern nur, ob es da etwas gibt. Darauf erfolgt eine gründliche Untersuchung der Zähne, der Kieferstellung, der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke. In manchen Fällen sind dafür bestimmte instrumentelle Analysen der Kieferbewegungen mit speziellen Geräten erforderlich.
Vor allem werden wir darauf achten, ob es im Mund Auslöser für Knirschen und Pressen gibt: Fehlstellungen von Zähnen und Kiefer, Störkontakte durch Füllungen oder Zahnersatz, die zu hoch sind, nicht eindeutige Bisslage nach einer kieferorthopädischen Behandlung usw.
Zahnschiene zur Entspannung der
Kaumuskulatur
Störkontakte durch Füllungen oder Zahnersatz, die zu hoch sind, nicht eindeutige Bisslage nach einer kieferorthopädischen Behandlung usw.
Eine der häufigsten Maßnahmen sind sog. Aufbiss-Schienen. Das sind speziell gestaltete harte oder weiche Folien aus Kunststoff, die auf die Zähne eines Kiefers gesteckt werden. Meistens im Oberkiefer und meistens auch nur bei Nacht. Es gibt verschiedene Varianten solcher Schienen und wir wählen sie jeweils individuell passend aus. Der Zweck dieser Schienen ist es
Störkontakte auszugleichen
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den Unterkiefer in eine stabile und eindeutige Position zu bringen
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Kiefergelenke und Kaumuskulatur zu entlasten
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Pressen und Knirschen zu verhindern
Mit dieser einfachen Sofortmaßnahme können oft erstaunlich schnelle und deutliche Verbesserungen erzielt werden. Natürlich müssen vorhandene Störkontakte und Fehlstellungen später dauerhaft korrigiert werden, z.B. durch neue Füllungen, exakt sitzenden Zahnersatz oder eine kieferorthopädische Behandlung.
Medikamente gegen Schmerzen
In schweren Fällen kann es notwendig sein, dass wir Ihnen vorübergehend spezielle Medikamente verordnen, welche Ihre akuten Beschwerden lindern.
Anleitung zu Massagen und Übungen
Wenn die Kaumuskeln durch Knirschen und Pressen übersäuert, verhärtet und schmerzhaft sind, können Sie durch bestimmte Eigenmassagen diese Muskeln wieder entspannen. Fehlfunktionen des Kausystems können ebenfalls durch bestimmte Übungen korrigiert werden. Wir zeigen Ihnen, wie Sie solche Übungen durchführen können.
Überweisung an Physiotherapeuten
Wenn Haltungs- oder andere orthopädische Schäden vorliegen, müssen oft Behandlungen durch Physiotherapeuten oder Osteopathen dazukommen.